Tempora, Stuttgart


Ort
Stuttgart

Art
Neubau der Interimsspielstätte für die Württembergischen Staatstheater Stuttgart

Auslober
Landeshauptstadt Stuttgart, Referat Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen, Liegenschaftsamt

Hochbaulicher Realisierungswettbewerb:
keine Platzierung

BGF
47.099 m²

Bilder
moka-studio / caspar.rau




Der Entwurf von caspar. und RAU architects für das Württembergische Staatstheater Stuttgart, das während Sanierung und Erweiterung des Stammhauses auf Areal C1 um die Wagenhallen stehen soll, kehrt das Sharoun’sche Weinberg-Prinzip nach außen. Es entsteht eine organische Verbindung aus Identifikation, Urbanität, Funktion, Zeit und Ästhetik. Der treppenförmige Aufbau des Weinbergs generiert Besucherterrassen und versteht sich als Teil eines ökologisch und sozial gedachten Städtebaus im Weinland Baden-Württemberg. Viele Bauteile sind nach Nutzung bis 2037 rückbaubar und im Sinne nachhaltiger Weiterverwendung in die Maker City integrierbar. Nicht nur der physische, auch der zeitliche Aufbau ist als stufig gedacht: „Tempora“.

Eine der Leitideen für Tempora heißt „Breaking the Box“: Die Blöcke für die Maker-City brechen wir in kleinteilig rhythmisierte Cluster. So ergeben sich Innenhöfe und eine winkelige Durchwegung. Die so entstehende Kleinteiligkeit im Großen sorgt für Nachbarschaftlichkeit – und das meint auch eine Nachbarschaft der Opernbetriebs-Funktionen. Sie erlaubt nach der Übergangszeit ab 2037 eine flexible und plausible Nachnutzung der Räume – als Maker City, in der Maker City. Die verschiedenen Wohntypologien haben Bezug zu den Höfen und der Straße des „Common Ground“ sowie Blicke ins Quartier und über Stuttgart. Der Common Ground schafft Synergien zwischen Wohnen und Arbeiten, Oben und Unten verzahnen sich zum halb-öffentlichen Areal. Er ist eine grün terrassierte Landschaft durch alle Ebenen des Gebäudeensembles – wie der Weinberg selbst.

Das Herzstück der temporären Oper, Saal, Bühne und Bühnenturm, sind Stahlkonstruktionen, die als Ganzes wiederverwendbar sind. Die Raumgeometries des Weinbergs schafft hervorragende akustische und visuelle Intimität für Zuschauer:innen und Darsteller:innen. Für Balance zwischen hoher Klarheit und Verständlichkeit sowie Reichhaltigkeit und Klangfülle sorgt die Stufung des Parterres sowie die Auskragungen der Ränge. Das Foyer ist ein demontierbarer und modularer Bau aus Holz, das nach Nutzung vom Holzbauer zurückgenommen wird. Gleiches gilt für Glasfassade, TGA und Beleuchtung. Das Konzept zielt ab auf die Reduktion temporärer Gebäude als Ganzheit – in der Maker City ab 2037 wird zum Beispiel das Glasdach über dem Künstlereingang das Atrium am Ort des einstigen Bühnenturms überspannen. Teile des Weinbergs werden zur Fassade am Wagenhallenplatz.

Das Energieversorgungskonzept hat das Ziel, die vom Gesetzgeber geforderte CO2-Netto-Null ab 2045 bereits im Jahr 2027 zu erreichen. Unser Entwurf steht für materialisierte Zeitlichkeit und RE-sponsibility. Es gibt das „Hier und Jetzt“ der nächsten zehn Jahre. Aber auch das „Hier und Danach“ und das „Dort und Danach“. Unser Entwurf steht für die systematisch organisierte Verantwortung, die die wirtschaftliche, rechtliche und kulturelle Basis für eine künftige Systemarchitektur ist und die wir RE-sponsibility nennen.

Ein Entwurf von caspar. und RAU architects (Amsterdam).



„Eine Architektur für das Hier und Jetzt und das Dort und Danach: Unser Entwurf für die Oper in Stuttgart ist eine de- und remontable Raumskulptur.“




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